
Unternehmerabend Kultur-Schloss Theuern 13.02.2025
Amberg-Sulzbach. Eine Welt ohne Müll, Produkte, die komplett recycelbar sind? Die Unternehmer des Landkreises wissen nun, wer ihnen bei Problemen hilft: Fraunhofer UMSICHT und die OTH Amberg-Weiden stehen bereit zur Kooperation. Möglich machte das laut einer Pressemitteilung des Landratsamtes Amberg-Sulzbach der Unternehmerabend zum Thema „Kreislaufwirtschaft – Wege zur nachhaltigen Energie- und Rohstoffversorgung“ des Landkreises im Kultur-Schloss Theuern, der über 160 regionale Unternehmer und Interessierte zusammenbrachte. Landkreis-Wirtschaftsförderin Angela Seidel und die Projektkoordinatorin der Wirtschaftsförderung Martina Bösl hatten den Unternehmerabend organisiert.
Interessante Impulsvorträge öffneten neue Perspektiven, das anschließende zwanglose Gespräch brachte viele erste Verknüpfungen. Energie- und Rohstoffversorgung für unsere industriereiche Region stellte Landrat Richard Reisinger in den Mittelpunkt seiner Rede. Und: „Die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden und das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg haben sich als wahrer Segen für die Region erwiesen.“
Unternehmer, Bürgermeister, Politiker und viele andere Interessenten warteten gespannt auf den Vortrag von IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes, der zunächst die ostbayerische Wirtschaft im Vergleich besser dastehen sah als den Rest: „Wir haben die meiste Industrie und die höchste Exportquote.“ Und doch schrumpfe das Bruttoinlandsprodukt nun schon zum dritten Mal - das habe es nach dem Krieg noch nie gegeben. Die Investitionen der Industrie beschränkten sich auf reine Erhaltung und Ersatz, Millionen würden demnächst anderswo investiert - „das ist echte Deindustrialisierung.“ Die Exporte, bisher stets Motor des Wachstums, brächen um 28 Prozent ein. „Es muss dringend etwas passieren bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen“, forderte Helmes laut Pressemitteilung unter dem Beifall der Zuhörer. „Unsere Unternehmer sind wettbewerbsfähig, die Bedingungen sind es nicht!“
Ein Motto des bayerischen Wissenschaftsministers Markus Blume zitierte Hochschul-Präsident Prof. Dr. Clemens Bulitta: „Mutig miteinander machen.“ Die Kreislaufwirtschaft schone Energie und Rohstoffe und sei weitgehend CO2-neutral. Er sah darin großes Wachstumspotenzial und erinnerte daran, dass die OTH bekannt sei als Partner für Energiethemen. IHK, Landkreis, Technologie-Transfer–Zentren und die OTH arbeiteten hier gut zusammen.
Prof. Dr. Matthias Franke, Leiter von Fraunhofer UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg, und Prof. Dr. Mario Mocker aus der Fakultät Maschinenbau/Umwelttechnik der OTH Amberg-Weiden wechselten sich ab mit ihrem Vortrag zum Thema Kreislaufwirtschaft. Franke stellte das Fraunhofer-Institut mit seinen rund 30.000 Mitarbeitern an 76 Standorten kurz vor: 6.200 Kunden aus der Wirtschaft und die öffentliche Hand bestritten 70 Prozent der Aufträge mit einem Gesamtjahresumsatz von etwa drei Milliarden Euro. In Sulzbach-Rosenberg reiche die Geschichte von der Klöckner-Stahlforschung über das ATZ-EVUS bis hin zu Fraunhofer Umsicht. Heute arbeiteten dort rund 120 Menschen auf 2.100 Quadratmeter Technikumsfläche und erwirtschafteten etwa 10 Millionen Euro Umsatz. Die Themen seien thermochemische Konversionsprozesse und Energiespeicherung, emissionsarme Verbrennungsprozesse und Prozesswärme-Lösungen sowie der Aufbau und Betrieb von industriellen Demonstrationsanlagen. In den Anlagen würden zum Beispiel Abfall- und Reststoffe in grünes Rohöl und Wasserstoff umgewandelt.
Es gelte in der angestrebten Kreislaufwirtschaft, Energie- und Rohstoffversorgung zusammenzudenken und nachhaltige Rohstoffquellen zu erschließen: Biomasse, Abfälle und Kohlendioxid sollten Kohle, Erdgas und Erdöl komplett ersetzen können. Interessierte Unternehmen fänden jederzeit offene Türen für eine partnerschaftliche Entwicklung und Problemlösung.
Die OTH Amberg-Weiden stellte Prof. Dr. Mario Mocker vor: 4.274 Studierende, vier Fakultäten, 56 Studienprogramme und 474 Beschäftigte. Es gebe die Business-School in Weiden, die Fakultäten Wirtschaftsingenieurwesen und Gesundheit sowie Elektrotechnik, Medien, Information und Maschinenbau/Umwelttechnik in Amberg. Ein Hauptziel, das erfolgreich angestrebt werde, sei die Vernetzung zwischen Hochschule und regionaler Wirtschaft.
Besonders die energetische und stoffliche Nutzung von Abfällen wie Rest- und Sperrmüll, Bioabfall und Verpackungen stehe im Mittelpunkt, es gehe auch um Abfälle zur Energieerzeugung aus Gewerbe, Abwasser- und Abfallbehandlung wie zum Beispiel Klärschlamm, aber auch Altreifen, Bauabfälle, Lösemittel und Sondermüll. Aus Klärschlamm könne nachhaltiger Flugkraftstoff gewonnen werden, aus geschreddertem leichten Material aus Altfahrzeugen hole man Grundchemikalien zurück. Für interessierte Unternehmen ergäben sich immer wieder Möglichkeiten, Energiekonzepte zu entwickeln. Dafür gebe es in Bayern viele Programme und Angebote staatlicherseits, lautete das Angebot am Schluss. Und die Unternehmer machten gerne Gebrauch: Franke und Mocker wurden regelrecht umlagert, viele Fragen und Probleme an sie herangetragen.
Bilder und Text: © Joachim Gebhardt, Landratsamt Amberg-Sulzbach